Ich kippe die Dokumente ab, urteilt selbst.
Pressekonferenz Erdogan, Putin, 3.4., Joint Statement vom 4.4, Pressekonferenz nach Verabschiedung des JS.
Natürlich weiß jeder, daß diese Entschließung unweigerlich zu einer dauerhaften Besetzung der syrischen Territorien östlich des Euphrats durch westliche und GCC-Truppen führen wird und folglich bestenfalls zu einer Einfrierung des Konfliktes unter türkischer Annexion der syrischen Provinzen Idleb, Afrin, Aleppo-Nord, wahrscheinlich inklusive Manbij, obwohl sich dort zur Zeit britische, französische und amerikanische Truppen buchstäblich eingraben. Aber dies wird vermutlich auf Dauer logistisch und politisch unhaltbar.
Eine derart kompromisslose Drangabe russischer Regionalmachtinteressen an die türkischen hatte ich nicht erwartet, wie ihr wißt. Ich kann sie mir aktuell nicht anders erklären, als daß die russische Regierung eingepreist hat, „für immer“, d.h. zumindest bis zu einem in Europa zu führenden Showdown mit der NATO, Syrien als Garantie- und Semibesatzungsmacht vor der Entstaatlichung bewahren zu müssen.
Falls das so wäre, könnte die „Deagle“-Voraussage, Deutschland und weitere Teile Mitteleuropas würden bis 2025 praktisch entvölkert, eintreffen. Es wäre der größte gemeinsame Nenner zwischen Geostrategen Russlands und den USA.
Sollten wir schonmal „gute Nacht“ sagen, Tom?
Falls ja, gib bitte rechtzeitig Bescheid, hörst Du? Ich will noch Zeit haben, mit dem letzten Geld eine Bouteille zu erwerben und zu Dir zu gelangen – falls nötig, per pedes – damit wir sie uns gönnen können, ehe der Vorhang fällt. Ich weiß nicht, was Jana mag, aber wenn es mir möglich ist, bring ich ihr auch was mit.
Ich meine das übrigens völlig ernst.
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Weniger apokalyptisch: Meines Erachtens ist Russland gezwungen diese Show mit Ankara durchzuziehen und diese Bilder zu produzieren. Wenn es irgend etwas mit der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft werden soll, müssen vertrauensbildende Signale an die überwiegend sunnitischen und turksprachigen Bewohner Zentralasiens (und auch an die Moslems Russlands) gesendet werden. Sowohl in Richtung Mitglieder als auch potentielle Kandidaten (Usbekistan oder Tadschikistan…). Das will der einfache Sunnit in Kasachstan oder Kirgistan hören. Die waren von der Syrienpolitik Russlands teilweise nicht angetan (eigene Erfahrung Frühjahr 2017), weil Russland mit Iran (schiitisch) und Assad (alawitisch) verbunden war. Die Türkei ist durchaus eine Macht in Zentralasien, auch wenn die Russen vor allem kulturell dominieren und in die Chinesen wirtschaftlich die größten Hoffnungen gesetzt werden.
Die Bilder mit Erdogan jetzt wirken vertrauensbildend in diese Richtung (und haben wohl ihren Preis)
Nur ein Gedanke.
Deagle ist aber schon spooky. Vielleicht sollte ich mir langsam ne Jurte in Kirgisien zulegen ;-).
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Ich bin dankbar, daß Du die übergreifenden Regionalmachtinteressen Russlands ansprichst, wenn auch in entschuldender Manier.
Um völkische / volksstaatliche Rücksichten geht es allerdings, wenn überhaupt, erst in zweiter Instanz. Der Zwang, von dem Du sprichst, ist im jahrzehntelangen NATO-türkischen Kleinkrieg gegen Russland im Kaukasus zu identifizieren, der bis nach China ausgeweitet wurde (Uiguren). Es galt zu verhindern, daß die syrischen Proxyarmeen gegen Russland gelenkt werden.
Eine Einbindung der Türkei in russische Regionalmachtinteressen erfordert Zugeständnisse, richtig, aber sie wird halt keine Einbindung, wenn sie der Türkei nicht auch Schranken setzt, wie das Iran und Russland bislang mit Blick auf Armenien und Karabach getan haben:
https://tomgard.blog/2017/06/02/wird-erdogan-killarys-nachfolger-in-nagorny-karabach-in-den-sattel-heben/
Für Syrien hatte ich das nach demselben Muster erwartet:
https://tomgard.blog/2016/12/21/erschaffen-russland-tuerkei-ein-karabach-in-aleppo/
Indem Erdogan in Syrien derart freie Hand bekommt, ohne daß am Ende ein viabler Status Quo mit der NATO heraus kommt, wird die Auseinandersetzung aufgeschoben und, was dasselbe ist, der NATO überantwortet, die Türkei zu zügeln.
Auf diese Weise schafft der Kreml selbst eine Voraussetzung für den regionalen Konflikt mit der NATO, statt zu versuchen, ihn über einen türkischen Hebel auf die Regionalmachtebene zu begrenzen. Für Letzteres, denke ich, war diese „Astana“-Konferenz nach dem „Genozid ‚light““ in Afrin die letzte Gelegenheit. Russland und Iran hätten der Türkei auf der diplomatischen und v.a. handelspolitischen Ebene Grenzen ziehen können. Eine Wiederaufnahme, ggf. auch Verschärfung russischer Embargopolitik gegen die Türkei ist für Russland teuer, aber für die Türkei bedrohlich und würde den Ball überdies in das imperiale Lager, zwischen deren Fraktionen spielen. Falls das nach innen nicht durchsetzbar wäre (Kasachstan, wie Du richtig anmerkst), dann hätte sich der Kreml im Sinne von Regionalmachtpolitik halt ganz aus Syrien zurück zu ziehen und seine Interessenpolitik auf die Regionen zu konzentrieren, die er besser in den Griff bekommen kann. Indem er ein solches Scheitern nicht anerkennt, verpflichtet er sich aus der Schwäche heraus zur Großmachtpolitik – er wird ähnlich wahnsinnig, wie das gespaltene alte Imperium.
Besser kann ich das nicht „freihändig“ vorstellen. Ich müßte andernfalls eine Analyse der Texte und noch vieler anderer Quellen vorlegen, eine wochenlange Arbeit.
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Hatte ich verpaßt: Seit gestern läuft eine scharfe Schießübung der russischen Marine in internationalen Gewässern vor Schweden.
https://www.zerohedge.com/news/2018-03-31/ive-never-seen-anything-it-russia-declares-unusual-missile-drill-just-miles-sweden
Eine Warnung mit der Ansage, daß man dies Mal nicht zurück weichen werde.
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Nope. Angesetzt war sie vom 4.-6. April. Die Ansage sollte dennoch dieselbe sein.
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Nachtrag – es seien keine Raketen verschossen wurden, teilt das lettische DefMin mit.
http://www.leta.lv/eng/defence_matters_eng/defence_matters_eng/news/133EDB6C-0505-E527-2913-523BA0B6F621/
Man sieht hier wieder schön, dass die Russen einen panischen Hühnerhaufen geschaffen haben.
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Das von Zerohedge bezeichnete Areal liegt westlich davon. Zwei Übungen?
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Bei TASS gibt es keine englischsprachige Meldung dazu, zerhedge hat sie auch nicht verlinkt, spricht aber anderer Stelle wieder vom 4.-6.. Merkwürdig.
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4.-6 ist richtig. Das weit westliche Gebiet ist auch richtig – am 6. wurden von Kaliningrad aus einige Yachont Raketen (Die brauchen halt ein wenig Auslauf) dorthin abgefeuert: https://function.mil.ru/news_page/country/more.htm?id=12170177@egNews
Das die Letten das nicht mitbekommen sollte nicht wundern. Luftabwehr wurde wohl auch geübt, Schwerpunkt war wohl Einsatz unter elektronischer Störung/Unterdrückung.
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